Paul Gauguin - Das druckgrafische Werk
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Paul Gauguin - Das druckgrafische Werk

Genre
Kunst
Autor
Kunsthaus Zürich, Züricher Kunstgesellschaft (Hrsg.)
Verlag
Prestel
Erscheinungs­datum
10.10.2012
Erscheinungs­form
Gebundenes Buch, Leinen: 160 Seiten, 85 farbige Abbildungen

Bewertung

Thomas Treichel, Dec 2012

4.5 / 5 Sternen

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Paul Gauguins gewiss eher für exotische, farbenberauschte Welten bekanntes Werk, ein solches eines Zivilisationsflüchtlings, eines Menschen, der den Ursprung suchte, das Reine, das Paradies, einen Traum. Eine Fantasie allerdings, die sich nicht so recht einstellen wollte, die aber dennoch fleißig illustriert wurde, für die Zurückgebliebenen. Dieses zu besprechende Buch also enthält mehr, als das Klischee erlaubt. Doch wahr ist ein Blick der unbefangen fällt und sich im Lesen spiegelt, an dem Text das Gesehene reflektiert. Was da Drucke von Hölzern sind, durch schnitzendes, schneidendes, kratzendes und schabendes Handwerk hervorgebracht.

In diesem Falle weitgehend autodidaktisch erlernt, doch zu welchem Niveau schon früh gereift! Noch bis 20.01.2013 in Zürich live zu bestaunen. Um also dort oder in diesem Buch das Klischee zu verwerfen, indem das Halbwissen sich erweitert.

Der vorliegende Katalog jener Ausstellung, wartet, wie sich das gehört, mit einem Grußwort auf. „Hallo, auch.“ Dann geht es aber auch schon in die Vollen: Was macht Gauguins druckgrafisches Werk aus? Was macht es zu etwas Besonderem? Vielleicht die Idee eines Eindruckes, dass es dem Künstler hier tatsächlich gelungen sein könnte, ein paar Schritte in eine archaischere Welt gemacht zu haben, in eine solche, die es nicht mehr gab/gibt? Wege, die ein verbildeter Künstler der Staffelei vielleicht weniger weit gehen konnte? Der an van Gogh und den Pariser Impressionisten seine Pinselführung schulte und deren moderne Technik mit sich, gereift am Symbolismus, in die romantische Wildheit nahm, die längst keine solche mehr war.

Jedenfalls weißt dieses Buch mehrfach auf die Besonderheit des Buches hin, so sind hier vielfach Drucke zu sehen, die bisher nicht im Werkverzeichnis des Gesamtoeuvres Gaugins auftauchen. Und da die einzelnen Blätter eines Holzschnittes oder einer Zinkographie nicht selten im Detail abweichen, ist ein gewisser Unikat-Status hier zumindest annehmbar. Sodass also ausgesprochen selten ist, was man sieht. Und eben verschieden vom Bilderwerk Gauguins. Man ist sich nicht ganz sicher: Erweiterung oder contrapunktuell, also eine Gegenüberstellung zu diesem?

Gesamtoeuvre

Und hier muss natürlich auch deshalb gewarnt werden. Wer Gauguin liebt, kann hier eine (etwas?) andere Seite an jenem entdecken. Möglicherweise jedoch eine, die das Herz jener nicht wie die öligen Pigment-Rechtecke berührt. Oder aber jemand, der mit Gauguin sonst wenig anfangen kann, findet hier etwas Neues und Schönes (vielleicht sogar etwas Wahres). Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, dass dieses Buch befähigt ist, zu begeistern oder zu enttäuschen, je nach Vorwissen und Erwartungshaltung. Andererseits hat das bisherige Schattendasein des druckgrafischen Werkes so einen Hauch von Geheimnis. Von Magie. Die man, so man sie kennengelernt hat, irgendwie bewahren möchte. Als hätte man unter dem Putz der Wohnzimmerwand Höhlenmalereien entdeckt, vor die man sich nun bei Gelegenheit verwundert setzt und sie atemlos bestaunt. Dann jedoch wieder verputzt.

Doch dies ist freilich nicht weniger subjektiv als die obige Vermutung, dass manchem diese Publikation eventuell weniger behagt als dem Autoren dieser Zeilen.

Zurück zum Buch: Schade ist, die Negative der Drucke sind, scheint’s, nicht mehr vorhanden, Nachdrucke damit nicht gut möglich (höchstens vielleicht digital). Dies ist sehr schade, da alle Qualität von der Zeit belangt wird. Den meisten hier abgedruckten, ist das Alter zwar kaum anzusehen, bei Anderen jedoch ist man recht froh, wenn im dazugehörigen Text die Szenerie besprochen wird.

Oft mit Hinweis auf Korrespondenz darüber, mythologische Themen, Quelle der Bildidee, Verwandtschaft mit Gemälden Gauguins und Ähnlichem. Mithin recht informativ, dies und sprachlich genehm. Auch kleine Ausflüge in die Kunstgeschichte werden unternommen. Etwa mithilfe der Vorstellung, dass farbige Drucke lange verpönt waren, wenigstens im Salon von Paris. Was denn doch merkwürdig anmutet, da gerade diese von besonderer Ausdruckskraft sind. Wenige Striche von Rot, Orange und Gelb bringen die sitzende Runde um ein Lagerfeuer ins rechte Flammenlicht, geisterhaft-flächige Dunkelheit dazwischen, mit einem Wort: Großartig.

Und so soll denn auch, beinahe jedenfalls, das Fazit des Buches ausfallen. Denn ob jeder Neugierige dies gleich dem Rezensenten so sieht, muss leider, wie gesagt, bezweifelt werden. Aber im Grunde muss jeder Gauguinianer sich diesem Risiko aussetzen und anderen Kunstfreunden sei dies auch anempfohlen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Aber: Glück muss man haben.(Text: Thomas Treichel)

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