Monet (Seine Gärten - Seine Kunst - Sein Leben)
- Genre
- Kunst
- Autor
- Doris Kutschbach
- Verlag
- Prestel
- Erscheinungsdatum
- 26.03.2012
- Erscheinungsform
- Gebundenes Buch, Pappband, 144 Seiten und 240 farbige Abbildungen
Bewertung
Thomas Treichel, Aug 20122 / 5 Sternen
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Monet. Das hat einen Klang wie Kristallglas, die Melodie großer Kunst, wenn auch die Symphonie auf sein Werk beinahe schon zu oft gespielt wurde. Der Impressionist ist mit der Verfestigung seiner Wohnsituation zunehmend zum Gärtner geworden, was wesentlich sein hauptberufliches Wirken befruchtete. Diesem Aspekt nun gilt dieses Bild- und Textkonglomerat. Einem, wie man im Prestel-Verlag wohl hoffte, etwas anderen Kunstbuch, mit einem womöglich etwas anderen Herangehen an die Persönlichkeit und das Werk des Meisters.
Anders ist es auch. Die Frage, ob das unkonventionell Wirkende daran aber gut ankommt, ist nunmehr zu klären. Der Rezensent glaubt dies nämlich nicht. Der Versuch etwa, sich mit dem Gegenstand der Kunst Monets, unter anderem also der Blumen seines Gartens, zu beschäftigen, ist wenig interessant. Da werden eben dieselben aufgezählt und mit Detail-Fotos dargestellt, die wenig geeignet sind zu erfreuen. Auch die Fotos der Anlagen und Pflanzungen sind mitunter unglücklich gewählt. Die Texte sind, um es diplomatisch zu formulieren, sprachlich reizfrei. Den inhaltlichen Anspruch können sie kaum befriedigen. Anekdotische Ausschnitte aus dem Privaten, prosaisch-biografisch was Schicksalsschläge waren, Tod und Armut erringen sich kurze, trübe Sätze. Dafür kommen dann zum Beispiel, Rezepte aus dem Kochbuch der Familie. Vielleicht sollte das ja Lockerheit in die Ernsthaftigkeit der grauen Theorie bringen? Oder irgendwie das Menschliche eines Pinsel-Gottes herausheben? Oder doch nur Seiten füllen? Das dann auch noch dem Lektorat ein halber Satz über Renoirs Benehmen abhanden gekommen ist …, nun ja.
Aber man hat nicht nur Tadelnswertes, oder doch irgendwie Deplaziertes, zwischen die Buchdeckel gepresst. Durchaus nicht. So sind zum Beispiel die Druckqualität der Gemälde, auch deren interessante Auswahl, über jeden Zweifel erhaben. Hier macht man sogar sehr viel richtig, indem man Details stark vergrößert, sodass die Linienführung des Pinsels sich gut nachvollziehen lässt. Wodurch man sieht, wenn man sich darum bemüht, worin unter anderem das Genie liegt. Etwa in der Transparenz eines einzelnen dunkel-/blaugrünen Schwunges, der, in der Zerrissenheit, die Blätter eines herabhängenden Astes, vor dem leuchtenden weiß, hellblau, lila, … der Wasserreflexionen darstellt. Und so, rasant und impulsiv, aus der Leinwand erwächst. Einfach, aber in der Punktgenauigkeit des Handwerks, der Komposition (bzw. der Auswahl des Bildausschnittes), der Wahl der Tageszeit, der Beleuchtung und vor allem der Mischung der Farben wichtige Bausteine, eben anhand dieses einen, leichten Aktivierens der Handgelenksmuskulatur sich als Betrachter ein Bild machen zu können. Von dem Eindruck des Gartens, der Pflanze, des Wassers, des Lichtes, eben der Impressionen des Monet.
Auch die historischen Fotos sind in der Lage einen besseren Eindruck zu machen, als die obig erwähnten. Die Abbildungen von japanischen Drucken, die den Künstler beeinflussten, passen ebenfalls besser ins Bild. Wie auch der Hinweis und die Illustration desselben, dass Monet, etwa in Phasen seiner Augenerkrankung, eine beinah als abstrakt zu bezeichnende Formauflösung durch die Farbe erreichte, womit er seiner Zeit ein gutes Stück voraus war, ein ziemlich guter Anteil des Buches ist.
An jene Augenerkrankung des Malers ist dann allerdings wohl auch die Wahl der Schrifttypen angelehnt. Riesige graue Schrift bei Zitaten und ganze erste Absätze, die durch ihre Schriftgröße merkwürdig herausgerückt werden, obschon inhaltlich dafür keinerlei Grund zu finden ist. Was unschön wirkt. Gerade dies ist dann doch sehr schade, denn die dekorative Aufmachung dieses Druckereiproduktes ist, hiervon abgesehen, ziemlich gelungen.
Es lässt sich resümieren, dass man erheblich bessere Künstlerbücher über Monet finden kann, aber auch dass dieses nicht gänzlich uninteressant ist. Biographisch wie kunsttheoretisch sollte man wenig erwarten, gärtnerisch ist es in Ordnung, bildlich nicht schlecht. Geographische Einordnungen von Bildthemen sind häufig, wie auch die Lebenssituation der Jahre des Erfolges sich ganz gut in Szene setzt. Wer Monet-Fan ist, kann damit sicher genug anfangen, um den Kauf zu rechtfertigen, allen Anderen sei aber abgeraten.