Kunst, die Sie nie sehen werden
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Kunst, die Sie nie sehen werden

Genre
Kunst
Autor
Céline Delavaux
Verlag
Prestel
Erscheinungs­datum
03.09.2012
Erscheinungs­form
Gebundenes Buch, 192 Seiten

Bewertung

Thomas Treichel, Nov 2012

5 / 5 Sternen

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Gestohlen, Verschollen, Zerstört...So der Untertitel des Buches, welches der Prestel-Verlag dem Kunstfreund feilbietet. Doch bietet es zu diesem traurigen Thema, ob dem das Herz des besagten Erwerbs-Interessenten bluten wird, auch Tröstliches. Denn jene Kunstwerke sind zumindest als Foto, oder die Adaption des Sujets in einem anderen Werk, noch vorhanden und hier zu bewundern. Sofern dies Verb hierfür das rechte ist. Denn dies Begutachten der vermittelnden Medien, ist ja dazu ersonnen, das unmöglich Unmittelbare so gut als möglich zu ersetzen, um das Verlorene wenigstens nicht ganz aussterben zu lassen. Eine Visualisierung, die umso essenzieller für die Veröffentlichung ist, da man das Abgebildete sich nicht vor Augen führen kann, in Museen oder Galerien. Ein, an sich, humoriger Kunstgriff, da die Seiten des Druckereiproduktes ja darstellen wollen, was sich nun leider selbst nicht mehr darstellen kann.

Fazit

Schon dafür verdienen die Macher Dank. Doch mehr noch dafür, dass sie auf verschiedenste Aspekte der Endlichkeit hinweisen. So wird Kunst (ein mit Beton ausgegossenes Haus, welches dann von der getrockneten Lückenfüllung gelöst wurde, die also als Gussform ausgedient hatte) entfernt, über welche sich eine Gemeinde echauffiert (die wohl den Charakter des Projektes nicht als Spross in diesem weiten Felde anerkennen mochte). Kunst fällt aber zum Beispiel auch Bränden und Explosionen zum Opfer, ob nun in Phasen des Krieges, durch Attentate, Unfälle oder Sonstiges. Es fallen mitunter ganze Hallen professioneller Auslagerungsfirmen (die dann vielleicht doch nicht ganz so professionell ist) mit hunderten Werken in sich zusammen. Oder solche werden in, von Fliegern geknackten, Hochbunkern zum Brennstoff und also zweckentfremdet. Oder, Oder, Oder.

Besonders irrsinnig sind aber jene Beispiele von mutwilligen Zerstörung, zum Beispiel durch die so gut wie besiegten Nazis, die noch eben den Flammen übergaben, was nicht ihrer Geschmacklosigkeit entsprach, bevor es am Ende noch die Sieger zurück in den Louvre bringen würden. Man ist so randvoll Wut und weiß nicht wohin damit. Auch ob religionsverwirrte Eiferer, die mal eben eine Felswand mit Artillerie beschießen, um zwei haushohe, buddhistische Figuren auszulöschen. Die es am Ende vielleicht auch irgendwie vermochten einen Propheten zu beleidigen, oder etwas ähnlich Ungeheuerliches in ihrem bloßen, jahrhundertelangem Sein. Und dabei solch Wüten aufzuscheuchen, in Hirnen denen man gemeinhin solch rege (Re-)Aktion gar nicht zutrauen würde.

Doch dann gibt das Buch wieder etwas beruhigend zu bedenken, dass zumindest Gestohlenes wieder auftauchen kann und dies gelegentlich sogar tut. Auch im Zuge von Ausgrabungen hat manch Altertümliches in die Gegenwart zurückgefunden und kann von der Kultur erzählen in welcher es entstanden ist. Und selbst manch Sammler, der die Werke, für die er zig Millionen bereit ist zu zahlen, um diese womöglich als Wertanlage (sic!) zu verwenden und in einen Tresor zu sperren, der ihm sogar verbietet es sich selbst genießerisch zu betrachten, mancher unter jenen also, gibt den Besitz zumindest ab und an als Leihe in die Hände des ein oder anderen Kuratoren, der dann der Masse einen wenigstens begrenzten Zugang gestattet.

Auch wird darauf hingewiesen das mancher Kunstform, qua Definition, nur begrenztes Leben bestimmt ist, so etwa den Verhüllungen durch Christo, aber auch vieler Anderer. Ein Happening oder eine Performance ist oft sogar noch von erheblich geringerer Dauer. Und so bleibt letztlich eine Gesetzmäßigkeit, die wohl auf alles Existente und einst existent Gewesene angewandt werden kann: Was ist, wird vergehen. Früher oder Später.

Doch so kann eine Rezension, die für seinen Gegenstand werben möchte, da dieser hervorragend beschaffen, natürlich nicht enden. Jedem vorgestellten Beispiel zu den drei, bzw. eigentlich fünf Unterkategorien (zusätzlich zu dem Untertitel kommen: Verändert und Verborgen) sind zwei Doppelseiten zuzuordnen, mit meist mindestens zwei Abbildungen, die wiederum häufig ganzseitig sind und von hoher Qualität. Zusätzlich ein Text, der kurz auf das Werk an sich (Wer, Wann, Was?) und seine (Leidens-)Geschichte eingeht. Mit Überraschungs- und Aha-Effekt inklusive.

Jedem Kapitel ist ein Vorwort mit Zusatzinformationen allgemeinerer Natur beigegeben. Alle Texte sind gut verständlich und setzen kaum kunsttheoretisches Wissen voraus, Neugier aber sehr wohl und diese gebührt ihnen auch. Nicht etwa weil sie sprachlich brillierten, sondern einfach da sie konkret informativ sind. Wie die besseren Prestel-Bücher alle, ist auch die Aufmachung des Werkes recht hübsch, innovativ erscheint hierbei besonders das Inhaltsverzeichnis, welches, mit Miniaturen der Bilder in wunderbarer Anordnung, zeigt worauf es hingehen soll. Das einzige Manko ist, wie bei allen guten Büchern, man hätte sich mehr gewünscht. Seiten, Beispiele und Bilder.

Wer kunstaffin ist, ist auch buchaffin. Mindestens was dieses Rezensierte angeht! (Thomas Treichel)

Inhalt
120 farbige Abbildungen
Sprache
Deutsch
Kaufpreis
24,95 €

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