Wachsen Ananas auf Bäumen?
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Wachsen Ananas auf Bäumen?

Genre
Kolumnensammlung
Autor
Harald Martenstein
Verlag
C. Bertelsmann
Erscheinungs­datum
09.05.2012
Erscheinungs­form
Gebundenes Buch, Schutzumschlag, 240 Seiten

Bewertung

Thomas Treichel, Aug 2012

3 / 5 Sternen

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Harald Martenstein (© C. Bertelsmann Verlag Verlagsgruppe Random House GmbH) - Wachsen Ananas auf Bäumen?
Harald Martenstein (© C. Bertelsmann Verlag Verlagsgruppe Random House GmbH)

Mal wieder ein paar Kolumnen. Harald Martenstein sollte schon ein Begriff sein, zumindest jenen, welche fortgesetzt die Rezensionen dieses Mediums zu bemerken die Freundlichkeit besitzen. Dieser Kolumnist, Redakteur und Romanautor, wirft nun, in erneuerter und also aktualisierter Auflage, dies, schon einmal ähnlich dagewesene, Buch auf den Markt. Doch nicht nur Aufguss von Bekanntem findet sich zwischen den beiden Deckeln der Seitenbindung, sondern auch neuere Textchen. Gemäß dem kolumnistischen Prinzip, welches ja auch ein journalistisches ist, wird eine überschaubare Kürze der Abschnitte angestrebt. Es sind also viele kleine Einheiten, die sich hervorragend für Zwischendurch eignen.

Der Titel gibt die inhaltliche Marschrichtung vor. Es geht um „das Kind“, wie Martenstein seinen Sohn in den Artikeln nennt. Sowie um die Rolle des Vaters, welche der Autor spielt. Im Grunde nicht eben komplizierte Begebenheiten, regen diesen zur Reflexion an, sodass vormals der Zeitungsleser, wie auch jetzt der Käufer dieses Machwerks daran teilhaben kann. Konkrete Beispiele: Fernsehen, Urlaub, Fußball, Lesen, usw.

Hierbei geht der Blick nicht an Gesellschaft und Zeitgeist vorbei. Soll heißen, vom Konkreten hin zum Allgemeinen. So wird das Verhältnis Vater-Sohn umrissen, mithilfe von Beispielhaftem. Deswegen ist dies Buch auch tatsächlich kein Erziehungsratgeber, wie es der Umschlagtext auch offen zugibt. Es ist vielmehr ein Humorträger, mit Herz. Was die Komik angeht, so sei ein „ganz gut“ in die Runde geworfen. Es ist nicht zum Brüllen, was da zu lesen ist, das will es aber auch nicht sein. Eher schon ein Mundwinkelheber. Und dies ist es dann auch. Was das Gefühl angeht sind besonders zwei Geschichten sehr hübsch. Über das Leben und Sterben einer Katze und über das Resümee des Wachsens und Entwachsens des Sohnes nämlich. Allein diese beiden Stückchen lohnen den Ankauf. So ist denn auch zu verkraften das andere weniger zu gefallen vermögen und mitunter achselzuckend in überblätterndem Vergessen enden.

Was auch weniger schön ist, sind die Texte die ganz augenscheinlich in das titelgebende Thema hineingepresst wurden, selten aber manchmal findet der Sohnemann dann doch nur ganz am äußersten Rand Erwähnung, sodass der jeweilige Inhalt auch ohne diesen ausgekommen wäre und jener vielmehr als herbeigezwungen erscheint, dem Thema zu entsprechen. Das Problem einer solchen Sammlung ist eben wo man die Grenze zieht. Was darf noch rein und was nicht. Diese Grenze wurde hier nicht eben streng überwacht. Doch das macht die besagten Abschnitte nicht gleich schlecht, ganz und gar nicht. Nur trägt er eben nicht dazu bei dem Leser vor Augen zu führen „wie ich meinem Kind die Welt erkläre“, wie der Untertitel werbend behauptet. Doch Schwamm drüber.

Insgesamt also ist dieses ein lesenswertes Buch, aber keineswegs eines, was man lesen müsste. Man darf es aber gern wollen, wenn man will. Der Rezensent gibt seine Erlaubnis hierzu. (Text: Thomas Treichel)

Über den Autor

Harald Martenstein, geboren 1953, ist Autor der Kolumne "Martenstein" im "ZEITmagazin" und Redakteur beim Berliner "Tagesspiegel". 2004 erhielt er den Egon-Erwin-Kisch-Preis. Sein Roman "Heimweg" wurde im September 2007 mit der Corine ausgezeichnet, 2010 erhielt er den Curt-Goetz-Ring. Außerdem erschienen seine Kolumnensammlungen "Männer sind wie Pfirsiche. Subjektive Betrachtungen über den Mann von heute mit einem objektiven Vorwort von Alice Schwarzer" und "Der Titel ist die halbe Miete. Mehrere Versuche über die Welt von heute".

Ausserdem von diesem Autor:
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