Cover der 1. Auflage - Bis zum Hals
// Entertainment / Buch

Bis zum Hals

Genre
Kurzgeschichten
Autor
Bruno Jonas
Verlag
Blessing
Erscheinungs­datum
01.10.2012
Erscheinungs­form
Gebundenes Buch, mit Schutzumschlag, 240 Seiten

Bewertung

Thomas Treichel, Jun 2013

3 / 5 Sternen

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Cover der zweiten Auflage (2014) - Bis zum Hals
Cover der zweiten Auflage (2014)

Das sind so Geschichten …, die das Leben, nein, die Bruno Jonas schreibt. Doch wem jetzt vorstellig wird, dies Geschriebene hebe primär auf politisches Kabarett, oder politische Satiren ab, der irrt. Wenn es dem Autoren freilich nicht gelingt, seinen Hauptberuf ganz zu verbergen. Es ist nun einfach nicht so exponiert angebracht, was Schmunzeln macht, es kommt, wie Jochen Malmsheimer einmal sagte, „gebückter“ daher, oder einfach verschämter, schüchterner.

Fazit

Die Geschichten nun erzählen von den ganz normalen Leuten (Busfahrer, Metzger, Journalist, Lehrer, Beamter, Altenpfleger, Witwe) aus dem schönen bayrischen Humboldskirchen (von welchem das Netz nichts weiß), sowie von nicht ganz so normalen (Bankmanager, CSU-Politiker, Suizidaler). Die alle ihre kleinen oder auch größeren Probleme haben.

Ein Gelderjongleur erhält ein unmoralisches Angebot. Daher er nun auf seine Verurteilung wartet und dem Pfarrer Reue und Läuterung, begrenzt glaubwürdig aber engagiert, vorspielt, durch die Religion bekehrt, auf den Rechten Weg geführt, oder doch nicht? Auch ein Lottogewinner der seinen Hirnschmalz siedet, was nun zu tun sei. Was als erstes? Wem ist davon zu berichten? Ist dies vielleicht gar mehr Fluch als Segen? Ein fantasievoller griechisch-stämmiger Deutscher, als die letzte Hoffnung für das Volk seiner Abkunft. Der seine Tage als Restaurantbesitzer hinter sich lässt, um ganz nach oben zu kommen, da unten, am Mittelmeer.

Um nur drei von Zehnen kurz anzuschneiden. Besonders gelungen sind dem Autor jedoch nicht die Themen oder der Plot, sondern die Menschen. Zwar sind auch diese mitunter etwas zu sehr auf Kante gezogen, auf welcher die Story liegt und Standfestigkeit sucht, aber man hat das Gefühl sie müssten so sein, um real zu wirken. Schrecklich real. Denn viel menschliche Dummheit wird an diesen offenbar. Seltener, es kommt jedoch auch vor, auch klare Gedanken, welche sich der Wahrheit doch schon recht deutlich annahen. Jener der Boulevardjournallie etwa, oder der Lokalpolitik, von ihren Protagonisten vorexerziert, mit ihrer Persönlichkeit diese explizierend. Hier ist das Buch stark.

Auch gut sind die tragischen Momente. Der Tod ist oft Thema, das Enden von Anfängen, die nicht so aussahen, als würden sie enden werden, oder gar solcherart Enden. Alzheimer und/oder Demenz verbreitet etwas weniger heitere Leseeindrücke. Es macht betroffen, wenn die Witwe, die auf ihren Sohn wartet, erfährt, warum dieser nicht kommt, besonders dieser Abschnitt ist sehr gelungen.

Es gibt jedoch auch Schwächere. Mitunter scheint die Handlung doch zu verkürzt und zu sehr auf Effekt gekämmt, so dass arg Fantastisches die Gegensätzlichkeit zum Eigentlichen zwar pointiert darstellt, aber doch unglaubwürdiger Traum wird. Natürlich ist es Absicht, dass zum Beispiel die Vorurteile gegenüber den Griechen konterkariert werden, aber dass der Autor den Leser am Hals packt und diesen heftig mit der Nase auf jene Zeilen stößt, ist diesem Leser jedenfalls zu bemüht einseitig. Auch das Journalisten Zyniker sind, ist zum Beispiel ein Vorurteil, hier wird es bestätigt und damit was ohnehin alle zu wissen meinen. Will sagen, der Witz der Satire wurde zurückgenommen, die Überspitzung blieb manchmal.

Als Fazit lässt sich jedoch sagen, dass mehr für den Erwerb von „Bis zum Hals“ spricht als dagegen. Wie viel mehr muss nun freilich jeder selbst entscheiden.

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