Viecher in Versen
- Genre
- Lyrik, Kunst
- Autor
- Thomas Gsella
- Verlag
- C. Bertelsmann
- Erscheinungsdatum
- 22.10.2012
- Erscheinungsform
- Gebundenes Buch, Halbleinen, 240 Seiten, durchgehend farbige Abbildungen
Bewertung
Thomas Treichel, Jan 20133 / 5 Sternen
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Tierische Lyrik? Nein! Die Überschrift stimmt nicht. Auch der Titel des Buches verdient allerhöchstens ein: Naja. Die Idee war Folgende - Gsella: Texte, Greser & Lenz: Bilder. Jeder für sich hat auch durchaus sein Teil getan - Gsella: recht gut, Greser & Lenz: Geschmackssache. Aber, Verzeihung!, das funktioniert zusammen mehr schlecht als recht. Da ändert auch ein Robert-Gernhardt-Preis nichts, den die Gedichte 2011 erhielt. Diese Texte handeln in Minorität von „Viechern“, weswegen der Einband dem textlichen Inhalt sogar schwer Unrecht tut.
Doch von Anfang an. Das Vorwort verspricht nichts und hält es. Die Illustrationen sollen die Gedichte nicht illustrieren. Aber irgendwie dann doch auch. Ein „freies Spiel“. Das ohne Regeln zusammenbricht. Denn eine noch so gut versteckte Korrespondenz von Bild und Text spricht in fremden Zungen und versteht sich nicht. Es läuft bis auf eine Hand voll Ausnahmen nebeneinander her. Gsellas Texte haben eine bessere Gesellschaft verdient, wenn sie diese schon unbedingt benötigen. Vielmehr ist jedoch der Rezensent der Meinung, dass diese für sich bestehen könnten. Aber wer druckt heute noch „bloß“ Lyrik?
Diese Bilder jedenfalls sind aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, von deren „Staat und Recht“ Seite. Dort angewandt die dröge Thematik aufzulockern. Dazu mag es reichen. Es sind allesamt farbige Tierdarstellungen, meist von zwei sehr unterschiedlichen in skurriler Konstellation. Diese sehen liebevoll gezeichnet aus, wirken aber technisch unbedeutend. Wie in einem Biologiebuch, vielleicht, der fünften Klasse. Es sind Bildwitze, wenige zünden, die meisten sind nur überblätterndes Achselzucken.
Soviel zum verfehlten Ansinnen. Nun zu dem Schönen. Den Gedichten. Da ist viel Heiterkeit unterwegs, Verspieltheit, ein Augenzwinkern hinter vorgehaltener Hand. Man darf dies vielleicht kokett, doch muss man es gekonnt nennen. Die Lyrik ist in sieben Abschnitte geteilt worunter besonders der Dritte, mit dem Titel „Meine Kinder“ berührt. Wohingegen der Inhalt von Viertens, „Meine Weisheit“, manchmal etwas aufgesetzt klingt. Sechs und Sieben sind dann wieder ziemlich gut, „Mein Ich“ und „Mein Gott“.
Gsella schafft das sanfte Schmunzeln herbei. Eine hohe Kunst, höher gewiss als brüllende Komik. Er beherrscht den eleganten, thematischen Schlenker, genauso wie die Zielgerade konsequent linear im Lot zu treffen. Natürlich sind gelegentlich schwächere Gedichte dabei, doch im Gros ist hier Qualität zu finden.
Noch ein Wort an den Bertelsmann-Verlag: So man Bilder druckt, sollte man auf die Papierstärke achten. Damit nun nicht die dunklen Bildhintergründe in die Gedichte hinein Schatten werfen. Das ist einfach unprofessionell.
Ein Buch das viel besser hätte sein können, dass Gsella jedoch davor rettet gänzlich in Gleichgültigkeit der Geschenkbücher herabzusinken. Es war durch ihn nicht einmal wirklich knapp. Aber allein das der Vergleich in den Sinn kam, sollte vielleicht bedenklich stimmen.
Lyrik- und Gsella-Fans werden bestimmt über Unnötiges hinwegsehen können und das textliche im Buch bestimmt genießen können. Allen anderen ist abzuraten.