// Portraits

Jay Roc - ein HipHop-Multitalent aus der Schweiz

Titelmotiv -

Der aus Basel stammende Breakdancer Boris Jacot, besser bekannt als Jay-Roc hat ein klares Ziel vor Augen…er will zeigen, dass ein B-Boy mehr ist, als NUR der Backgroundtänzer am Rande der HipHop-Industrie. Nicht nur deshalb sind die ersten Worte auf seinem „The B-Boy Hustle Album“, released im Januar 2007, „If you don’t respect B-Boying, turn off this record right now!“.

Das Album ist eine Weltpremiere, denn das erste Mal bringt ein B-Boy ein Album unter seinem eigenen Namen heraus. Woher kam die Idee für dieses Projekt?

Vielen Dank für diese Bemerkung. Die Idee ist 2003 erstmals nach einem New York Aufenthalt mit Jakebeatz, meinem Produzenten, entstanden. Ich hatte vorher schon einiges gemacht, Battles, Musicals, viele Shows…und nachdem ich in den Staaten war wusste ich, dass noch viel mehr geht! Ich liebe eben die Musik, das Tanzen, das ganze HipHop-Business!

„B-Boyz stand up!” ist eine Message deines Albums…Welchen Weg soll die Breakdance-Szene deiner Meinung nach in den nächsten Jahren verfolgen?

So weiter machen! Der Term „B-Boy“ bekommt wieder den guten Touch, durch das Playstation-Game, durch die vielen Events und Battles, also ist einiges am Gehen. B-Boying erlebt derzeit wieder ein Medienhoch…Doch aufgepasst! Dieses Mal müssen wir als Community und jeder Einzelne die Gagen höher ansetzen und die Verträge besser durchlesen. Wir müssen den Kopf einsetzen und uns nicht nur auf Skills verlassen, sondern auch den Business Aspekt anschauen und cleverer handeln. B-Boyz und Girlz werden immer noch zu viel ausgenutzt und die Stellung der Tänzer allgemein ist weiterhin klar unterprivilegiert. Ich konnte diesem Geschehen nicht weiter einfach so zusehen…Jetzt ist es Zeit zu Handeln. Es ist eine Ehre ein B-Boy zu sein, und deswegen müssen wir auch im Business unsere Ansprüche genauso hart vertreten, wie unsere Crew und unseren Namen im Battle.

2004 hattest du mit „Warfare“ eine erfolgreiche Single-Auskopplung in der Schweiz…Wie würdest du seither deine musikalische Entwicklung beschreiben?

Dank der Zusammenarbeit mit Jakebeatz, der Produzent, der für mich genau den richtigen Ton trifft, ist musikalisch Vieles möglich. Wir haben mit Instrumental-Tracks angefangen, jetzt machen wir auch Tracks mit Rap und Gesang. Wir lassen uns vom jeweiligen musikalischen Konzept und den vielen Ideen und Samples leiten. Momentan hat mein Album sicherlich Priorität, das nächste Crew-Album wird sicher noch massentauglicher und vermarktbarer.

Im Januar 2007 lief das HipHop-Drama „Breakout“ in den Schweizer Kinos, wo du Choreograf und Double für die Tanzszenen warst. Folgen jetzt weitere Filmprojekte, an denen du dich beteiligst?

Wir planen einen eigenen Film, der aufzeigt wie hart es ist international rauszukommen, vor allem in einem so kleinen Land wie etwa der Schweiz. Aber das Projekt ist noch zu jung…weitere Infos wären deswegen nur Bluff. Der Film „Breakout“ war eine sehr gute Erfahrung für meine Crew und mich, und wenn Du dich dann im Kino auf so großer Leinwand rocken siehst, ist das schon ein krasses Gefühl. Kinoformat eben.

Für viele Fans und Kenner der Szene hilfst du mit deinen zahlreichen Interessen und Kooperationen mit anderen Künstlern B-Boying auf das nächste und vor allem auf ein höheres Level zu katapultieren…Wie siehst du dich selbst in diesem Business?

Ich sehe mich als B-Boy, als Revoluzzer, als Business-Man, als Visionär, als Hustler, als Kämpfer im Namen der HipHop-Kultur, aber in erster Line als B-Boy! Viele Leute haben die gleichen Gedanken wie ich, sie fühlen sich verlassen von der Industrie, von den Musikern und Rappern, den DJ’s und den Managern. Sie denken wie ich, dass wir etwas Besseres verdient haben, denn B-Boying hat sehr viel zur Entwicklung von HipHop beigetragen und zeigt eine echte Seite der HipHop-Kultur. B-Boying war groß vor dem Rap und der ganzen HipHop-Musik-Industrie. Wir müssen also nicht nur bei den Moves „Next Level“ denken, sondern auch in Bezug auf unsere Zukunft und die Zukunft des B-Boying.

Am 7.April findet in London das „Red Bull Beat Battle“, eine B-Boy-Show der Extraklasse, statt und du hast den Soundtrack zur Show mitproduziert. Was ist das für ein Gefühl Musik für die Choreografie anderer Crews zu produzieren und wie siehst du die Chancen der „Flying Steps“ ihren Titel von 2005 zu verteidigen?

Das ist wirklich der Hammer, ich freue mich sehr auf diese Shows! Jake und ich haben da kein leichtes Stück abgeliefert, 8 Minuten Hardcore-B-Boy-Tracks, gemixt aus den Stücken des „B-Boy Hustle Album“. Es ist ein sehr gutes Gefühl, wenn Leute wie Mr. Wiggles und Crazy Legs dir dieses Vertrauen geben, dass du mit deinen Tracks beim Event das Publikum, kombiniert mit der Show der Crew, zum Kochen bringst. Die „Flying Steps“ haben gute Chancen, sie sind sehr professionell und aktiv. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Titelverteidigung.

Zum Abschluss des Interviews noch eine Frage zu deiner eigenen Breakdance-Zukunft: Bei zwei Crews, den „Crossroad B-Boyz“ und „Ruff’n’X“ aktiv zu sein, ist sicher stressig, erst recht, wenn andere Projekte, wie dein Album dazukommen. Wie willst du weiterhin den eigentlichen Sport und andere Interessen zeitlich miteinander vereinbaren?

Zeitlich ist das relativ schwierig, man muss je nach Ziel und Projekt klar Prioritäten setzen. Doch mit der Motivation schafft man fast alles. Meistens beschäftige ich mich am Morgen mit Management-Aufgaben und Meetings. Gegen Nachmittag oder Abend kommt dann das Training, was auch eine sehr willkommene Abwechslung ist. Die Jüngeren und voll motivierten Tänzer meiner Crews halten mich auf dem Laufenden und ziehen mich mit. Manchmal staune ich so über Ihren Eifer wenn es ums B-Boying geht...Still ill, B-One, La Furia und die Ruff’n’X…das sind die Leute die meine Lust am Tanzen hoffentlich trotz den vielen anderen Business-Verpflichtungen nie vergehen lassen werden. Generell ist mir meine Crew, inklusive Produzent, Rapper „Kaotic Concrete“ und Dominance Records Labelchief „FMK“ sehr wichtig, manchmal sind sie meine Battle Army, manchmal ganz einfach Freunde. Das Crewdenken gehört ganz stark zur B-Boy-Attitude dazu. Ich bin jetzt 30 Jahre alt, werde weiter trainieren und versuchen mich in gewissen Gebieten, vor allem bei den Styles und Footworks zu steigern. Der Focus für die Zukunft steht aber klar auf Musik und Shows.

Text & Interview: Michael Möbius

related link: www.jay-roc.com