Jochen Trappe, 1980er Jahrgang, spielte schon im zarten Alter von fünf Jahren Trompete. Doch der wenig ausgeprägte Hang zur Blasmusik und die Faszination für elektronische Klänge lenkten ihn früh auf andere Bahnen. Mit dem eigenen Computer begann im Alter von 15 Jahren sein erster Schritt in Richtung Musikproduktion. Heute begeistert der Kieler Informatikstudent durch einen außergewöhnlichen Style aus frischen Beats und originellen Sounds zwischen noisiger Räudigkeit und digitaler Sweetness.
Jochen, durch deinen ersten Release 2004 auf Neue Heimat, hast du ja hier in der Gegend immer noch viele Freunde. Die Scheibe läuft hoch und runter, die Leute rocken jedes mal aufs Neue zu dem Brett. Als ich dir davon erzählt habe, konntest du es kaum glauben, aber was denkst du macht die Platte so genial?
Sag Du's mir, Eigenlob stinkt nämlich. Also die Stilmittel habe ich bei dem Track bewusst vordergründig gewählt, eben "voll Porno", das kommt an, denke ich.
Wie kommt man dazu, nach einer Techno Bombe immer mehr in die elektronische Deepness zu verfallen? Oder liegen beide Stile doch näher beisammen, als viele Schubladendenker immer behaupten?
Deep sind ja höchstens meine Remixe manchmal. Kann mich ansonsten an keinen deepen Track von mir erinnern.
Später feiertest du weitere Erfolge auf Connaisseur Recordings. Wie kam der Kontakt zu den Frankfurter Labelheads zustande?
Die haben mich in ihrer Planungsphase zu den ersten Releases einfach angesprochen. Ich hatte damals auf meiner Website einige Tracks zum freien Download angeboten, so sind sie auf mich aufmerksam geworden.
Bei deinen Produktionen ist ja alles mehr oder weniger am Computer handgemacht. Klingt nach nem Wortspiel...Aber wie ist der Werdegang eines Trappe-Tracks und wie verarbeitest du diese in deinen Live-Sets?
Es fängt meistens mit einer Idee für ein neues Reaktor-Modul oder gleich einem eigenen VST-Plugin an und wenn ich dann die ersten Prototypen entwickelt habe, dreh ich solange an den Parametern und versuche dazu Beats zu setzen, bis ein musikalisches Potenzial in dem, was da aus meinen Boxen rumpelt, festzustellen ist. Dann wird arrangiert, fertig. Für das Live-Set schnippele ich dann noch die Einzelspuren zurecht.
Wirst du in Zukunft eigentlich nur als Live-Act weiter durch die Lande ziehen oder ist auch mit einem DJ Jochen Trappe zu rechnen?
Da ich überwiegend als Live-Act gebucht werde, habe ich das "Vinyl-schubsen" etwas vernachlässigt. Aber seit ein paar Monaten spiele ich auch Ableton-DJ-Sets, also MP3s von aktuellen Releases und gute alte Stücke von Laurent Garnier, Daft Punk und anderen Halunken.
Spielst du lieber in Clubs vor 200 Leuten oder zieht es dich doch eher auf Festivals vor mehreren tausend Leuten?
Das sind zwei völlig unterschiedliche Sachen. In kleinen Clubs ist man meist viel näher an den Leuten und man kann viel stärker darauf eingehen, wie die drauf sind. Festivals haben ihren Reiz dann eben darin, dass so viel mehr Leute da unten stehen. Da bekommt man aber den einzelnen nicht so mit. Ich finde es aber immer super, wenn die Festivals anlaufen, nachdem man in den Wintermonaten die kleinen Clubs zerlegt hat.
Mal ganz weg vom Clubgeschehen und Live-Auftritten, wie siehst du deine Zukunft? Wird es weiter nur Tracks und Remixes geben, oder wann können wir mit dem ersten Album rechnen?
Ich bin gerade am Anfang der Produktion für mein erstes Album. Das soll im Frühling 2008 (Ende April oder Anfang Mai) erscheinen, das liegt mir zur Zeit sehr am Herzen. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken werde ich bestimmt noch eine EP und einige Remixe machen.
Und was macht Jochen Trappe privat am liebsten?
Also die Musik würde ich eigentlich zu meinem Privatleben zählen, aber wenn ich mal nicht vor dem Rechner sitze, koche ich sehr gern oder verbringe bei jedem Wetter viel Zeit am Strand.
Interview: Axel Klopfer