Seit den 90ern werkelt im Musikmagnet Berlin ein gewisser Woody mit anfangs bahnbrecherischen Sounds umher, die heute 15 Jahre später immer noch auf jeder guten Party den Grundton angeben. Mit seinem akribischen Getüfftel entstand der typische Berliner Clubsounds, immer knackig, immer tanzbar und immer den Groove im Gepäck. Mit seinem Label Fumakilla hat der Meister des Funks wichtige und richtungweisende Arbeit über Jahre geleistet und darf nicht nur dank zahlreicher Probs von Ikonen wie dem Münchner Hell stolz darauf sein. Normalerweise lässt Woody eher die Platten sprechen, anlässlich seines kommenden Auftrittes in Leipzig konnten wir den Fumakilla-Head für ein kleines recht seltenes Interview begeistern.
Hey Woody. Lange nichts mehr gehört von dir. Was treibst du gerade so?
Ach… es gibt viel Arbeit mit dem Label/Studio und am Wochenende geht’s in die Clubs. Beim Label sind gerade einige Umstrukturierungen im Gange. Es wurden unter anderem neue Künstler gesignt, wie Somiya aus Japan für mein neues Sublabel Fumalab und aktuell Paul Ritch aus Paris, der auf der Fumakilla 023 zu hören ist. Bald kommt eine neue 12“ von Jona raus und es ist bis zum Ende des Jahres noch einiges an VÖs geplant. Außerdem kam gerade ein Rmx von mir für DJ T auf Get Physical raus.
Dein Start im damaligen Berliner E-Werk ist mittlerweile 15 Jahre her. Was hat sich an der Berliner Szene in den Jahren verändert?
Mein Start als DJ in Berlin war ja schon vor der Eröffnung des E-Werks, ich hatte meine erste Residenz 1992 im Planet, dem besten Club der Welt. ;) Ohne das Planet hätte es auch kein E-Werk gegeben… Seitdem ist echt einiges passiert, Leute sind gekommen und gegangen. Nee, mal im Ernst: in Berlin sind die wichtigsten grundlegenden Bausteine für die heutige Entwicklung elektronischer Musik gelegt worden, hier wurde Detroit/Chicago-Sound ganz groß geschrieben. Nicht umsonst kamen Künstler aus Detroit her, um hier zu leben, an Partys mitzuwirken usw. Dadurch vermischte sich das Ganze und es entstand eine sehr produktive Symbiose. Inzwischen wohnt ja fast jeder in Berlin und dadurch hat sich natürlich auch einiges in der Partyszene geändert. Die Stadt hat sich leider nicht nur zum Positiven hin entwickelt. Was man aber sagen kann ist, dass noch nie so viele gute Produktionen aus dieser Stadt kamen, wie heute.
Sind die Vorraussetzungen zum Durchstarten für einen Newcomer heute schwieriger aufgrund der Masse an Deejays oder eher leichter durch die vielen neuen Medien die es gibt?
Es ist sehr unübersichtlich geworden. Zum größten Teil geben aber immer noch die gleichen DJs den Ton an. Wenn Newcomer groß rauskommen, dann sicher auch deswegen, weil sie von alteingesessenen DJs gepusht werden. Aber es gibt da auch Ausnahmefälle.
Nervt es wenn einen die Leute heute immer noch mit solchen Smashern wie „if I had known this before“ identifizieren und daran messen? Oder bist du dankbar für diesen Schub den du mit dem Hit damals erfahren hast.
Ich bin immer noch stolz auf diesen Remix, für manche ist er ja inzwischen ein Klassiker geworden und das war mein erster Remix überhaupt. Klar hat man die Messlatte damit hoch gesteckt, aber das ist ja auch ein Ansporn für mich und eine interessante Erfahrung. Der Erfolg kam vielleicht doch ein bisschen zu früh, ich war noch sehr neu im Produzentendasein und dann landet man mit seinem ersten Remix gleich in den Media Control Charts…
Deine Wurzeln liegen im Hip Hop und du hast einmal gesagt, dass du froh bist so viele verschiedene musikalische Erfahrungen in deiner Jugend aufgeschnappt zu haben. Ist dein Ohr heute immer noch so weltoffen für die tausend Styles die in unserem Universum rumschwirren?
Auf jeden Fall!
Wie wichtig sind Trends und Hypes für dich? Hörst du auf so etwas? Selber hast du, wie Kollege Hell sagte, den Berlin Tech-House Stil um 2000 rum zum weltweiten Trend gemacht.
Im Unterbewussten spielt das sicher eine Rolle, aber wenn man für sich eine Vision hat, die man verfolgt, und auch ein gewisses Gespür für Musik, lässt man sich nicht von jedem Hype beeinflussen. Leider werden musikalische Trends/Stile in Deutschland auch schnell aufgegriffen und durch ständiges Nachahmen kaputt gemacht, das heißt ein gewisser Hype ist dadurch auch sofort wieder inflationär. Aber das hält die Szene in Bewegung und es ist eine Herausforderung für jeden DJ, der auch Trends setzt, sich weiter zu entwickeln und nicht stehen zu bleiben.
Du lebst seit vielen Jahren in Berlin. Was ist für dich das Besondere an der Hauptstadt?
Bis dato immer noch die Freiheit, die man hier hat, die Energie und der Lifestyle. Es passiert so viel, vielleicht zu viel… Ich liebe Berlin, es ist immer noch die beste Stadt, in der man meiner Meinung nach in Deutschland leben kann. Z.B. solche Party-Sonntage kann man echt nur hier erleben. Aber man muss das Ganze mit Abstand genießen und auch ab und zu mal raus aus dem Großstadtdschungel.
Zum letzten Auftritt im Yard Club hat man dich nach 6 Stunden kaum hinter dem Pult wegbekommen. Eigentlich eine lustige Geschichte, in einer Zeit wo Deejays im Stundentakt durch den Club gejagt werden und kaum Zeit haben ihr Set ordentlich
aufzubauen, oder?
Ich spiele sehr gerne länger, weil ich verschiedene Facetten, Gefühle und Atmosphären von Musik wiedergeben will. Mir geht es dabei um harmonische Verschmelzungen und eine musikalische Reise. Aber in diesem Fall war auch ein spezieller Anlass gegeben. ;)
Interview: Nico Walther