Oliver Koletzki, der bereits mit 13 Jahren eine klassische Klavier- und Gitarrenausbildung genoss, später bei einem Hip-Hop-Act aktiv war, schließlich zur elektronischen Musik fand und 2005 mit seinem Überhit „Der Mückenschwarm“ zur internationalen DJ-Elite avancierte, erfüllt wohl problemlos alle Voraussetzungen ein musikalisches Multitalent zu sein. Nebenbei betreibt der gebürtige Braunschweiger, der in Berlin Musikwissenschaft studiert, sein Label „Stil vor Talent“ auf dem kürzlich sein Debütalbum „get wasted“ erschienen ist.
Oliver, dein Album „get wasted“ führt uns auf eine musikalische Reise von verträumten, sphärischen und housigen Klängen bis hin zu progressiven, technoiden Elementen. Neben Florian Meindl haben auch Kiki und Martin Eyerer daran mitgewirkt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und was schätzt du an diesen Künstlern?
Alle 3 sind gute Freunde von mir, von daher lag die Zusammenarbeit sehr nahe. Kiki ist ein alter Kumpel, der hier in Berlin gleich um die Ecke wohnt. Mit Martin Eyerer hab ich schon vorher die eine oder andere Platte zusammen produziert. Und mit Florian Meindl führe ich ja mein Zweit-Label „Flash“. Zusammen haben wir auch schon diverse Remixe für unterschiedliche Künstler angefertigt. Schätzen tue ich an ihnen, dass sie alle gut drauf sind und jeder seinen eigenen Stil hat, so dass bei einer Zusammenarbeit immer etwas ganz eigenes rauskommt.
In dem Track „Requim für die Vernunft“ kommen besonders viele House-Elemente zum tragen. Ist das Stück eine Homage an dein Alter Ego „Parker Frisby“, unter dem du sonst House-Tracks auf Gomma und Stil vor Talent released hast?
Ja, so ein bisschen schon. Obwohl es bei Parker Frisby noch ein wenig housiger zu geht. Außerdem benutze ich dort vorwiegend echte Instrumente wie Gitarren, Klavier oder ein echtes Schlagzeug. Von mir als Parker Frisby wird man übrigens in 2008 einiges hören…
Du hast vor einigen Jahren deine Heimatstadt Braunschweig verlassen, um in Berlin Musikwissenschaft zu studieren. Für die Hochschule der Künste schreibst du außerdem Filmmusik und vertonst Werbespots. Woher nimmst du die Kraft dafür, neben DJ-Dasein, Studium, Labelbetrieb?
Das geht leider alles gar nicht gleichzeitig. Deswegen musste ich auch mein Studium abbrechen und hab auch keine Zeit mehr für Filmvertonungen. Ich lege ja 3- bis 4-mal die Woche auf, d.h. ich bin nur von montags bis mittwochs zu hause oder im studio. In der zeit schaffe ich es gerade so neue Tracks zu produzieren und mich um meine Labels zu kümmern.
Während Deiner Zeit in Braunschweig warst du eher in der Hip-Hop-Szene aktiv. Was hat Dich dazu bewegt, elektronische Musik zu machen?
Abgesehen davon das HipHop auch elektronisches Musik ist, weil sie keine realen Instrumente besitzt, bin ich zu schnellerer und gerade Musik gewechselt, weil man zu der einfach viel besser tanzen kann! Außerdem hat sich der Inhalt der Texte im HipHop zwischen Ende der Neunziger Jahre der Art ins negative und prollige verändert, dass ich das nicht mehr unterstützen wollte.
Mit deinem Hit „Der Mückenschwarm“, der auf Sven Väths Cocoon-Label veröffentlicht wurde, gelanfg dir 2005 der internationale Durchbruch. Du hattest den Track bereits 1 Jahr vorher als Whitelabel veröffentlicht gehabt. Weißt du, wie Sven Väth auf den Track aufmerksam wurde und warum zwischen Erstveröffentlichung und dem Release auf Cocoon so viel Zeit verging?
Sven hat das Whitelabel erst ein halbes Jahr nach Veröffentlichung durch Zufall in die Hände bekommen. Ein weiteres halbes Jahr hat es gedauert bis Cocoon die Platte heraus bringen konnte.
Im gleichen Jahr hast du dein Label „Stil vor Talent“ gegründet. Ist der Name in dem Sinne Programm, dass Individualismus bei euch besonders groß geschrieben wird?
Ja schon. Auf Individualismus legen wir viel Wert. Das merkt man ja auch schon an den sehr unterschiedlichen Veröffentlichungen. Ansonsten find ich den „Spruch“ einfach sympathisch, weil er aufzeigen soll, dass man auch seinen Weg machen kann, wenn man sein eigenes Ding macht. Auch ohne super talentiert zu sein.
Deine Release- und Remixdichte ist ja fast schon Carl Craig-verdächtig. Worauf können wir uns in nächster Zeit freuen? Wills t du weiterhin so viel produzieren oder willst du Dich zukünftig mehr auf das Auflegen konzentrieren?
Noch mehr auflegen als jetzt geht ja kaum. In 2008 werde ich natürlich weiter so viele Gigs spielen, weil das unglaublich viel Spaß macht. Unter meinem Pseudonym „Parker Frisby“ wird es mehrer Veröffentlichungen geben. Vielleicht sogar ein Album. Oliver Koletzki wird versuchen mit dem ein oder anderen Release und Remix zu glänzen. Und sich brav um seine Labels „Stil vor Talent“ und „Flash“ kümmern!
Text & Interview: Matthias Speck