Denken wie ein Philosoph - Eine Anleitung in sieben Tagen
- Genre
- Populärwissenschaft, Wissenschaft
- Autor
- Gerhard Ernst
- Verlag
- Pantheon
- Erscheinungsdatum
- 03.09.2012
- Erscheinungsform
- Paperback, Klappenbroschur, 224 Seiten
Bewertung
Thomas Treichel, Nov 20124 / 5 Sternen
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Angeleitet zu was? So soll man sich also sieben Tage nehmen? Dann wird man ..., naja, einen Einblick unter vielen getan haben. Eine Woche philosophieren. Nicht schwer, wenn schon die berechtigte Frage nach dem „Was?“ ein Teil dessen ist, was der Wille zur Erkenntnis dem Menschen eingibt, seitdem dieser ein Bewusstsein hat, sich also seiner bewusst wurde und dessen was außer dem Eigenen ist.
Doch von Anfang an: Gerhard Ernst, der Autor dieses und anderer (Fach-)Bücher, darüber hinaus Philosophie-Professor, möchte gern einem Leser, welchem er dialogisch gegenübertritt, die Philosophie näher bringen. Jener Leser nun ist ein nicht dummer, jedoch nicht über das Alltägliche hinaus philosophisch gebildet, er soll also stellvertretend für einen guten Teil der Bevölkerung stehen. Welcher zumindest etwas Interesse am Thema zeigt (etwa indem er durch den Erwerb des Buches sein Interesse an der Philosophie mit größer gleich 12,99 Euro beziffert).
Jener grundsätzlich Aufgeschlossene stellt nun, vermutlich, naheliegend-grundlegende Fragen. Klassiker wie nach dem Sinn des Lebens, die Begründung der Moral. Die Frage was man überhaupt wissen kann/kann man nicht Alles bezweifeln und was treiben Philosophen eigentlich? Den Inhalt dieser Zusammenfassungen hier zusammenzufassen, scheint dem Rezensenten nicht möglich. Stattdessen sei über die Form versucht der geneigten Leserschaft das Vorangehen von Dialog und Argumentation zu verdeutlichen. Dazu sollen zu vorderst die Kapitelüberschriften ihren Teil beitragen: „Am Montag - Wie soll ich leben?, Dienstag - Wie sollen wir zusammen leben?, Mittwoch - Wie objektiv ist die Moral?, Donnerstag - Was können wir wissen?, Freitag - Was gibt es?, Samstag - Was ist Philosophie?, Sonntag - Wozu philosophieren?“
Die Kapitel sind kurz und mit Gesprächsnotizen, die den Inhalt zusammenfassen, ausgestattet. Hilfreich dies. Der Hergang des Gespräches ist fließend gestaltet, obschon er durch Unterüberschriften zusätzlich gesplittet wird, sodass das romanhafte Lesevergnügen nur vom Nachdenken unterbrochen wird, was ja intendiert ist. Diese Phasen nun werden, ob der Anschaulichkeit vieler Beispiele und von deren potentiell unmittelbar zur Einsicht leitenden Befähigung baldig geendet. Sodass die Reflexionspfade zwar relativ eng sind, es jedoch freilich jedem überlassen bleibt, über das zu grübeln, was hinter der abgesteckten nebellichten Wegbegrenzung sich verbergen könnte. Selbstredend ist der Professor so ehrlich, darauf auch hinzuweisen und zwar mehrfach. Die mehr oder weniger etablierten, verschiedenen Ansichten über eine Frage werden oft auch direkt benannt und dann wenigstens angeschnitten.
Denn dies Buch ist ein Wegweiser. Vielleicht kann man es sich wie eine Wohnungseingangstür vorstellen, die vom Professor aufgetan wird, der mit einem Lächeln den Neugierigen willkommen heißt, im Flur. In jenem nun sind vielerlei Türen in andere Räume. Nun macht der Autor einen Rundgang (durch den Elfenbeinturm) und öffnet die Türen kurz um den Leser einmal hineinsehen zu lassen. Wenn aber das Buch zum Ende kommt, lässt der Professor den Leser allein. Dieser kann nun selbst entscheiden, ob er lieber wieder geht oder ob er einen der angrenzenden Räume näher erkunden möchte. Lektüre hierzu findet sich etwa im Anhang.
Das einzige Problem des Buches ist die nicht ganz konsistente Figur des Dialogpartners, also des gedachten Lesers, dieser scheint zu Anfang noch ziemlich einfach gestrickt, taut intellektuell dann jedoch unverhältnismäßig rasch auf, sodass er plötzlich Fach-Termini verwendet oder auf angespielte Beispiele sofort anspringt und sich als deren Kenner erweißt. Besonders die letzten Kapitel sind denn doch schwieriger als die Intention des Autors nahelegen würde. Aber es sei hier deutlich gesagt, wer sich müht hat eine echte Chance alles verstehen zu können. Dennoch, ob hier nicht manch Leser aussteigt, ist eine Frage, die sich der Rezensent stellt. Und wenn dem so wäre, ist dann jener Entmutigte nicht für die Philosophie verloren?
Deswegen ist dies Buch vielleicht für alle zu empfehlen die a) ein Interesse an der Philosophie haben, sich b) jedoch auch absehbar tiefer mit der Materie auseinandersetzen wollen. Denn es werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet, was auch gar nicht anders sein kann, wenn man sich im Übersichtlichen bewegt und einem die Details dadurch notwendig auf die Füße fallen können.
Ergo: Nach diesem Buch, sollte man weiterlesen. Und dies im Grunde auch schon vor der Lektüre wollen.