Zwei bemerkenswerte Frauen
- Genre
- Roman
- Autor
- Tracy Chevalier
- Verlag
- Knaus
- Erscheinungsdatum
- 04.10.2010
- Erscheinungsform
- Gebundene Ausgabe, 368 Seiten
Bewertung
Michael Möbius, Jan 20115 / 5 Sternen
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Großbritannien 1830. Elizabeth Philpot muss aus finanziellen Gründen, zusammen mit ihren beiden Schwestern, ihr geliebtes London verlassen. Die drei Damen ziehen nach Lyme Regis, ein kleiner Ort an der Südküste Englands. Dort werden sie zwar ein wenig von den Einwohnern beäugt, da noch keine von ihnen geheiratet hat und kinderlos ist. Doch schnell findet jede ihren Platz in Lyme Regis. Für Elizabeth erweist sich der Umzug sogar als Glücksgriff, denn bei einem Spaziergang am Strand entdeckt sie merkwürdige Steine. Es sind Fossilien, von denen sie sofort begeistert ist. Schon in ihrer Zeit in London hat sie gerne wissenschaftliche Zeitungen und Bücher gelesen. Auch hat sie oft den Männern bei Diskussionen über Fossilien gebannt zugehört. Nur beteiligen konnte sie sich nie, obwohl ihr Wissensdurst auf diesem Gebiet unersättlich ist.
Eines Tages begegnet sie Mary Anning am Strand. Marys Familie ist arm, ihr Vater ist Tischler, der jung verstirbt und die Familie mit Schulden zurücklässt. Das einzige Einkommen was die Familie Anning hat, ist der Verkauf der wunderschönen Fossilien, die Mary Tag für Tag am Strand sucht. Sie hat einen Blick für diese sonderbaren Tiere. Vielleicht kommt das vom dem Blitzschlag, den Mary als kleines Kind bekommen hat. Schnell schließen die beiden Frauen Freundschaft und Mary bringt Elizabeth bei wie und wo man die besten Fossilien findet und wie man sie reinigt und zur Schau stellt. Andersherum klärt Elizabeth sie auf, wie die unterschiedlichen versteinerten Tiere heißen und was sie früher einmal waren. Außerdem erzählt sie ihr von den wissenschaftlichen Berichten und zeigt ihr wie man die Fossilien beschriftet. Somit wird das Band der Freundschaft zwischen den beiden immer dicker. Doch dann macht Mary den Fund ihres Lebens, sie entdeckt ein riesiges Fossil, halb Fisch halb Krokodil, und weil keiner weiß was es ist, wird es von allen Leuten nur das „Krok“ genannt. Viele gelehrte Männer schauen sich das „Krok“ an und rätseln was es einmal war. Der anschließende Verkauf von dem Fossil, bringt der Familie einiges an Geld ein. Es könnte alles so bleiben wie es ist, wenn sich die beiden Frauen nur nicht in den gleichen Mann verlieben würden. Außerdem lastet der ständige Druck noch mehr „Kroks“ zu finden, auf Marys Schultern.
Fazit
Wer „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ mag, wird diesen Roman von Tracy Chevalier lieben! Wie auch schon im ersten Buch, hat sie ihre ganz eigene Schreibweise, die sich durch die ganze Geschichte zieht. Das bemerkenswerte an den Romanen von der Autorin ist, dass die Figuren historischen Personen nachempfunden sind. Mary Anning war tatsächlich eine britische Fossilensammlerin. Bekannt wurde sie durch die Funde ihrer „Riesenbestien“. Diese stellten allerdings die biblische Schöpfungsgeschichte völlig auf den Kopf. Dieses Problem wird im Buch gut herausgearbeitet, denn alle Menschen vom Armen bis zum Gelehrten sind zwar neugierig das „Krok“ zu sehen, doch alle schweigen sich aus oder haben nur vage Vermutungen wie so ein Geschöpf zu Stande gekommen ist. Keiner will den allmächtigen Gott in Frage stellen und so hat jeder der Hauptfiguren, eine eigene Theorie. Auch die Unterdrückung der Frau in der wissenschaftlichen Domäne sowie ihre freie Meinungsäußerung werden gut dargestellt. So muss Elizabeth immer mit den gelehrten Männern sprechen, denn Mary darf nur antworten, wenn sie gefragt wird. Die Geschichte ist von vorne bis hinten durchdacht und liefert auch wertvolle historische Infos zu Meinungen, Personen und dem Denken der damaligen Zeit. Man lernt einiges über Fossilien und bekommt beim Lesen große Lust zusammen mit Mary und Elizabeth auf Fossiliensuche zu gehen. Extra Pluspunkt ist der schön gestaltete Schutzumschlag und der Einband. Zu empfehlen für alle, die Tracy Chevalier oder gut recherchierte historische Romane mögen.
Über den Autor
Tracy Chevalier, 1962 in Washington D.C. geboren, zog 1984 nach England. In London arbeitete sie zuerst als Lektorin, begann dann aber zu schreiben. Ihr Roman „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ wurde ein internationaler Bestseller, dessen Verfilmung dreimal für den Oscar nominiert war. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in London. (Text: Constanze Haffki)
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